eine Katastrophe nach der anderen

Erneut möchte ich euch über die Ereignisse der letzten Tage informieren. Ich schrieb in meinem letzten Eintrag ja, dass wir auf die Urologen warten müssen, die uns dann sagen, wie es weitergehen soll. Die Urologen kamen dann auch am Montag und haben einen Ultraschall gemacht. Begeistert waren sie nicht! Es hatten sich trotz des Spülkatheters (der ja Donnerstag in der OP gelegt wurde) sehr viele Koageln gebildet. Ich fand schon den ganzen Sonntag, dass der Urin blutiger aussah und zunehmend mehr Koageln durch den Katheter gingen. Die Urologen sahen das ähnlich, befürchteten ein baldiges Verstopfen des Katheters und so musste ich erneut operiert werden.

Nach der OP sollte ich allerdings auch keine Ruhe bekommen. In der Nacht von Montag auf Dienstag kam es zur nächsten Komplikation: Blasenkrämpfen. Die Blase hat sich ständig einfach unfassbar krass zusammen gezogen. Anfangs erst alle 30 Minuten mit ansteigender Frequenz. Ich weiß nicht, wie man das aushalten soll. Ich dachte, ich krieg ein Kind. Mein ganzer Unterbauch hat sich so sehr zusammengezogen, wobei ich so stark pressen musste, dass ich sogar eine dicke Blukoagel rausgedrückt habe. Also vorbei an dem Ballon, mit dem man den Katheter bloggt.
In der Nacht / den frühen Morgenstunden hatte ich um Spasmex (Medikament gegen Blasenkrämpfen) gebeten. Bekommen habe ich es aber erst morgens und half natürlich nicht sofort, stattdessen kamen meine Krämpfe immer häufiger, gefühlt in 3-minütigen Abständen. Die Ärztin, die mittlerweile hinzugekommen war, machte ein Ultraschall und ich habe einen Medikamentencocktail bekommen. Half alles nicht. So habe ich mal wieder nach Tavor gefragt, was mich zwar etwas beruhigt hat, aber leider nur in den Phasen zwischen den Krämpfen. Die Krämpfe wurden weder weniger noch weniger schmerzhaft. Das hatte ich nicht erwartet und so habe ich verzweifelt nach Dormicum gefragt. Man kann sich diese Schmerzen nicht ausmalen. Ich konnte wirklich nicht mehr. Die erste Dosis Dormicum war zu niedrig. Zu diesem Zeitpunkt traf dann auch endlich der hinzugezogene Urologe ein. Der hat einen meiner Krämpfe gesehen und sagte nur, dass er gar kein Ultraschall brauche, wir müssten direkt operieren. Ich bekam dann auch endlich so viel Dormicum, dass ich den Rest nicht mehr mitbekommen habe. Ich erinnere mich danach an nichts mehr, aber Simon (er konnte morgens glücklicherweise schnell zur Klinik kommen) sagte, dass ich weiterhin viele Krämpfe gehabt hätte, aber auch dass ich schnell in den OP gekommen wäre.

Seit dieser OP am Dienstag liege ich hier mir einem Spülkatheter. Glücklicherweise und anders als bei der OP am Montag hat die Blase aufgehört zu bluten und der Urin ist klar geblieben seit der OP. Das ist schon mal sehr gut. Die Urologen wollen, dass ich noch ein paar Tage hier bleibe und wir den Spülkatheter erst mal drin lassen. Sie wollen durch das weitere Spülen (die schießen ca. 90 Liter NaCl in 24 Std. durch die Blase) erreichen, dass die Blase Zeit hat, etwas zur Ruhe zu kommen und sich zu erholen. Vorhin (Donnerstag gegen Abend) war noch mal eine Urologin da und meinte, dass der Katheter wahrscheinlich bis Anfang nächster Woche laufen soll.
Ich bin einfach nur noch fertig. Die vielen Schmerzen und Komplikationen und die Aussichtslosigkeit, wie es mit der Blase weiter gehen soll. Um eine neue Blase (Neoblase) werde ich auf kurz oder lang wohl nicht drum herum kommen. Nur ist der Zeitpunkt sehr ungünstig. Mein Körper ist gerade gar nicht in der Lage eine größere OP durchzustehen und so müssen wir erst mal noch ein paar Monate abwarten bis ich mich von der Transplantation erholt habe, sich auch alle Werte normalisiert haben und dass ich vor allem nicht mehr immunsuprimiert bin. Dabei wird natürlich auch weiterhin beobachtet, ob die Blase sich nicht doch noch erholt und wird alles dafür getan, dass eine OP nicht vielleicht doch zu vermeiden ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Problematik mit den Blutungen und den Blutkoageln wieder auftritt, ist aber recht hoch und das macht es mir oft sehr schwer, positiv auf die nächsten Monate zu blicken. Ich bin sehr erschöpft und wünsche mir einfach Ruhe, vielleicht nur für eine Woche, aber so dass ich mal komplett aussteigen kann, vorübergehend jemand anderes bin und mich erholen kann, aber irgendwie bin ich gefangen in dieser anstrengend Situation.

Es ist aber auch nicht alles schlecht: ich weiß es kommt oft zu kurz, aber ich bin auch dankbar, dass es mir bzgl. der Transplantation so gut geht, die Zellen gut sind, ich mir durch den Spülkatheter nicht den ganzen Tag Sorgen ums Wasserlassen machen muss und ich wenig Schmerzen habe.

erneute Blasen OP und mehr…

In den letzten Tagen kam es erneut zu einem weniger erfreulichen Zwischenfall. Am Donnerstagmittag wurde ich erneut an der Blase operiert und liege seitdem mit einem Spülkatheter im Bett.
Am besten fange ich aber mal von vorne an. Schon 2 Tage vor der OP merkte ich bereits, wie das Wasserlassen schwieriger wurde. Ich hatte gefühlt immer weniger flüssigen Urin in der Blase und musste immer häufiger Wasser lassen. Ich habe mir totale Sorgen gemacht, dass ich mit der geringen Urinmenge, die vielen Blutkoageln nicht mehr selbstständig auspinkeln kann. Die Ärzten haben mir dann, über fünf Stunden verteilt, zusätzlich Flüssigkeit anhängt und mir gleichzeitig ein Medikament geben, dass die Wasserausfuhr fördert. Die Idee dahinter: die Blase wird so mehr gespült, ohne dass ich das zusätzliche Wasser einlagere. Guter Plan, der aber leider nicht aufging. Über den Mittwoch hinweg hatte ich das Gefühl, dass es mit der Blase nur noch schlimmer wird. Gegen Abend musste ich gefühlt alle 5-10 Minuten zur Toilette und brauchte einen Toilettenstuhl, da ich die Toilette oft nicht schnell genug erreicht habe. Die Blase hat immer größere Schmerzen gemacht und sich ständig übelst zusammengekrampft. Ich war völlig fix und fertig. Psychisch hat mich das wahnsinnig gemacht. Ich hatte richtige Panik davor, dass ich einen Harnverhalt bekommen würde, vor allem in der Nacht. Ich bin fast durchgedreht. Ich gerate schnell mal in Panik vor Prüfungen oder Ähnlichem, aber das war anders…
Vor der letzten OP hatte ich auch einen Harnverhalt. Die Urologen hatten sich, nach einem Ultraschall, erst mal dazu entschieden, einen Spülkatheter zu legen. Da das damals in der Notaufnahme ja so schlimm für mich war, hatte ich um Dormicum gebeten und auch bekommen. (Das Medikament wirkt beruhigend und sedierend, man bekommt von dem was passiert nichts mit und an die Schmerzen erinnert man sich später nicht mehr. Das ist das „Mittel zum Schlafen“, das ich immer vor den Knochenmarkspunktionen bekomme.). Zurück zur besagter Situation: das Dormicum, das ich mir vor dem Katheterschieben habe geben lassen, hat gut gewirkt und ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie die Ärzte den Katheter gelegt haben. Das, woran ich mich als nächstes erinnere ist, dass ich schreiend in der Schleuse zum OP (glaube ich) aufgewacht bin und unfassbare Schmerzen hatte. Ich habe gefleht, dass jemand etwas tut, aber gefühlt hat mir keiner geholfen. Unerträglich und dann war wieder alles Dunkel, keine Erinnerung mehr. Ich weiß nicht was da schief gelaufen ist. Diese Erfahrung war für mich auf jeden Fall der Horror und der Gedanke daran hat mir am Mittwoch einfach nur richtig Panik gemacht. Ich habe die Ärztin gefragt, ob ich eine Tablette Lorazepam bekommen könnte. Das ist ebenfalls ein Beruhigungsmittel und hilft gegen Ängste. Die Ärztin war netterweise noch bereit, einen Ultraschall von der Blase zu machen. Sie sagte nur, dass da schon eine große Blutkoagel und nur noch wenig flüssiger Urin in der Blase sei. Ich hatte die sedierende Tablette, mir war das nicht mehr ganz so wichtig. Ich wusste ja, dass um diese Uhrzeit keiner auf Verdacht operieren würde.
Ich weiß nicht wann, aber die Ärzte haben aufgrund des Ultraschallbildes entschieden, dass die Urologen unbedingt hinzugezogen werde müssen. Am nächsten Tag kamen die Urologen und berichteten mir, dass sie operieren wollten. Der Urologe sage nach der OP, dass die Tamponade (=Ausfüllen der Blase mit Blutkoageln) 6 cm groß und schon sehr hart gewesen sei. Anders als bei den vorherigen OPs habe er die Blutkoageln nicht mehr einfach durch den Schlauch „rausziehen“ können, sondern habe die Tamponade erst mal kleinschneiden müssen, um die einzelnen Stückchen dann durch den Schlauch entfernen zu können. Das hätte ich niemals selbst auspinkeln können. Der kurzfristige Harnverhalt war vorprogrammiert.
Jetzt liege ich hier mit diesem blöden Spülkatheter. Psychisch geht es mir besser und Schmerzen habe ich wenige, fühl mich aber so ein wenig geparkt mit dem Katheter hier. Die Urologen kommen erst Montag wieder vorbei und so lange ist unklar, wie es weiter geht. Gäbe es die Problematik mit der Blase nicht, dann wäre ich vermutlich schon vor dem Wochenende entlassen worden!!! Das ist eine sehr positive Nachricht. Die Ärzte sind zufrieden mit meinen Blutwerten und der Entwicklung. Ich habe also eigentlich das Stadium erreicht, in dem die ganze Behandlung ambulant fortgesetzt werden würde. Wäre es schön, wenn ich schon zuhause wäre. Mit der bekloppten Blase will ich das vielleicht aber auch gar nicht. Alles irgendwie nicht so toll….Abwarten bis die Urologen vorbei kommen und sich dann gemeinsam mit den Onkologen was überlegt haben.

Am Ende noch eine neue Nachricht, die mich am Freitag ziemlich mitgenommen hat. Freitag hatte ich ein Kontroll-MRT der Wirbelsäule. Ihr erinnert euch an den Knubbel dort, den die Antikörper leider nicht ganz vernichten konnten? Dieser Knubbel ist leider auch jetzt nach der Transplantation noch immer nicht ganz weg. Er sei kleiner geworden, aber noch sichtbar, wobei man auch nicht genau weiß, was man sieht. Es könnte auch Zellschrott sein, der noch nicht abgebaut werden konnte. Man stelle sich vor, man saniere sein Haus und lagere den ganzen Schrott in Containern vorm Haus, die dort von Lastwagen abtransportiert werden sollen. Aktuell stünden jedoch nicht genügend Lastwagen zur Verfügung, um den kompletten Schrott abzutransportieren. Wirklich beurteilen kann man das Ganze erst nach einem weiteren MRT nach ca. 3-4 Wochen. Die Tatsache, dass da zu diesem Zeit, noch was zu sehen ist, was auch immer, reicht mir vollkommen aus, um erst mal fertig zu sein.

 

Die Leukozyten sind gestiegen!!!

Hey ihr Lieben,
heute geht es mir besser und ich kann auch wieder selbst berichten. Vorab sei gesagt, dass dieser Zustand jeden Moment auch wieder kippen kann und ich plötzlich nicht mehr schreiben oder antworten kann. Hauptsache ich bin fit bis ich den Bericht, zu ende geschrieben habe.

Darum jetzt die wichtigste Neuigkeit zuerst: Meine Leukozyten sind angestiegen!!!
Letzten Samstag (12.01.) lagen die Leukozyten noch bei mickrigen 0,10 (Normalbereich 4,49-12,68 Tsd./µ).  Am Dienstag (15.01) gab es dann unerwarteter weise einen recht rasanten Anstieg auf 0,84. Den wichtigste Wert habe ich dann am Donnerstag, den 16.01. erreicht, mit 1,54 Leukozyten. Ich hatte damit die 1000er Marke überschritten. Hier auf der Station ist das etwas ganz Besonderes, denn wenn man an drei aufeinanderfolgenden Tagen einen Wert von über 1000 erreicht, dann wir man entgraftet, was bedeutet, dass man raus ist aus dieser ganz extremen sterilen Phase. Man darf wieder mehr im Zimmer haben und sogar erste Schritte außerhalb seines Zimmer gehen. Meine neuen Zellen meinten es so gut mit mir, dass sie am dritten Tag (Fr.18.01) sogar schon bis 4300 in die Höhe geschossen sind. Wahnsinn!!! Das ging schneller als erwartet! Mama und ich haben dann Freitag auch direkt einen Spaziergang über den Flur gemacht. Ziemlich wackelig zunächst, aber das kommt schon wieder.

Die bombige Entwicklung in den letzten Tagen und der rasante Anstieg ist total toll und ein wichtiger Schritt, bedeutet aber nicht, dass es mir ab jetzt die ganze Zeit gut gehen wird. Der Zellaufbau ist sehr anstrengend für meinen Körper, macht mich total müde, erschöpft mich und führt zu starken Knochenschmerzen
Medikamentös bin ich irgendwie auch noch nicht so richtig gut eingestellt. Vor allem gestern hatte ich wieder ziemlich starke Schmerzen in meinen Knochen und hab den ganzen Tag über nicht zur Ruhe gefunden. Gestern war ich also irgendwie wacher, aber auch total angestrengt und zermürbt durch die Schmerzen, so dass ich auch gestern kaum Kapazitäten hatte, auf Nachrichten zu Antworten oder gar einen Blogeintrag zu verfassen. Oft werde ich aber auch weiterhin einfach von den Medikamenten an sich müde, schlafe ständig über meine Aktivitäten hinweg ein oder möchte schmerzarme Momente auch einfach nur nutzen, um auszuruhen oder mehr Kapazitäten für Telefonate zu haben
Lange Rede kurzer Sinn. Ein großer Meilenstein ist erreicht, bedeutet aber noch lange nicht, dass ich hier alles überstanden habe und es nur noch bergauf geht, sondern auch, dass ich weiter Tag für Tag und Schritt für Schritt schauen muss, dass es täglich weiterhin sehr antragende Phasen geben wird und Zeiten, in denen ich mich nicht melden kann.

Über Nachrichten von euch freue ich mich immer. Ihr seid eine riesen Unterstützung!

Neues von Christina

Hallo zusammen,

da Christina nun schon seit mehreren Tagen nicht in der Lage ist, euch auf den neuesten Stand zu bringen, hat sie mich gebeten, das für sie zu übernehmen.

Wie ihr euch vielleicht denken könnt, ist seit Christinas letzten Eintrag viel passiert.

Am Mittwoch hat sie euch ja noch von den starken Schmerzen berichtet und von der Tatsache, dass sie von den ganzen Schmerzmitteln total diffus ist. Am Donnerstagnachmittag habe ich bei der Arbeit kurz mit ihr telefoniert, was nicht sehr lange ging, da die Schmerzen noch schlimmer geworden waren. Trotz Schmerzmittel war sie am ganzen Körper am zittern und wusste nicht wohin mich sich. Da Christina neben den Ganzkörperschmerzen und den Beschwerden durch die kaputten Schleimhäute auch über starke Kopfschmerzen geklagt hat, haben sich die Ärzte auch entschieden nachts noch ein CT vom Kopf zu machen, um sicherzugehen, dass dort alles in Ordnung ist. Gott-sei-dank war dem auch so.

Die Ärzte haben daraufhin das Schmerzmittel nochmals umgestellt, sodass es für Christina am Freitag auszuhalten war, doch ist sie dadurch derart sediert, dass sie morgens stellenweise nicht mehr wusste wo sie war oder wer sie ist. Zittern tut sich noch immer, aber ich denke eher vor Anstrengung als wegen der Schmerzen.

Gestern – also Samstag, bekam ich einen Anruf um 7.00 Uhr morgen von ihr. Sie war total irritiert, dass ich noch im Bett lag und wollte von mir wissen, was gestern passiert sei. Der Tag war komplett ausgelöscht und ich habe versucht sie zu beruhigen und ihr zu erklären, was passiert ist und warum sie sich an nichts erinnern kann. Als ich dann nachmittags ins Krankenhaus gefahren bin, war sie allerdings schon wieder sehr viel klarer und hat mir erzählt, dass sie in der Nacht seltsame Sachen träumt und oft Schwierigkeiten hat, die Träume von der Realität zu trennen. Insgesamt schien sie mir aber auf einem guten Weg zu sein.

Abends allerdings hatte Christina wieder arge Probleme mit ihrer Blase und zwar derartig, dass sie Ärzte nach langem hin und her schließlich Notoperieren mussten. Durch die Blutklumpen in der Blase kam es wieder zu einem Harnverhalt, der unter „normalen Umständen“ schon sehr schmerzhaft sein muss. Mit Christinas Vorgeschichte und den angegriffenen Schleimhäuten, den damit verbundenen Eingriffen wie Katheder schieben und den ohnehin vorhandenen Schmerzen, möchte ich mir nicht vorstellen, wie übel es Christina gestern ab 22.00 Uhr gegangen sein muss (die OP fand zwischen 2.00 und 3.00 Uhr nachts statt).

Nun war ich eben bei ihr und ich denke es geht ihr den Umständen entsprechend. Leider hat sie immer noch starke Schmerzen obwohl sie bereits so viel Mittel dagegen bekommt, dass sie während einer Unterhaltung immer wieder einnickt und lallt. Immerhin war der Urologe mit dem OP-Verlauf ganz zufrieden. Augenscheinlich hat die Blase mehr oder weniger aufgehört zu bluten und es wäre schön, wenn es so bliebe.

So ist nun der aktuelle Stand und ich werde versuchen, euch so gut es geht auf dem Laufenden zu halten. Schließen möchte ich diesen Beitrag mit einem Satz von Christina, den sie mir vorhin beim Gehen gesagt hat: „Ich lass mich von denen nicht unterkriegen!“

Stand 09.01.19

Ich hätte gerne eher geschrieben, aber es fällt mir so sehr schwer, etwas zu schreiben, das ich es meistens nicht gebacken bekomme. Durch die Folgen der Chemotherapie habe ich ziemliche Schmerzen. Ich hatte am Sonntag (Tag 2) total extreme und diffuse Ganzkörperschmerzen. Ich wusste gar nicht wohin mit mir. Erklärbar waren die Schmerzen einzeln für sich auch nicht so wirklich und so wurde die Schmerzmitteldosis erst mal angehoben  und ich bekomme jetzt zusätzlich Lyrika (wird unter anderem bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt). Ich merke deutlich, wie die Schleimhäute im Mund, Rachen, der Speiseröhre und im / Magendarmtrakt kaputt gehen. Viele der Schmerzen beim Schlucken und der Bauchschmerzen sowie Durchfälle und auch die Schmerzen beim Luftholen, seien dadurch bedingt. Durch die erhöhte Medikamentengabe, stand ich Sonntag allerdings so neben mir, wie man es sich besser nicht vorstellen kann. Ich habe quasi im Sitzen geschlafen, da dies für mich die schmerzfreieste Position darstellte. Am Abend konnte ich mich nicht alleine bettfertig machen und in der Nacht, brauchte ich Hilfe, wenn ich mal raus musste. Am nächsten Tag war ich dann immer noch so verballert, dass mir 2x mein Glas mit Wasser aus der Hand gefallen ist und als mir dann noch mein Handy stumpf runter fiel, habe ich einen Schnabelbecher zum Trinken bekommen. Au weier…
Seither experimentieren wir mit der richtigen Dosierung der Schmerzmittel. Irgendwie habe ich entweder zu viele Schmerzen oder ich bin zu verballert. Seit gestern habe ich so einen richtig fiesen Schmerz in meinen Händen und Füßen. Nennt sich wohl Hand-Fuß-Syndrom und sei eine typische Nachwirkung der einen Chemo, die ich bekommen habe. Meine Füße und Hände brennen mega krass, was noch stärker wird, wenn ich die Hände benutze. Total oft kann ich die Hände dann jetzt auch einfach gar nicht benutzen, kann mein Handy nicht halten oder ertrage es nicht, die Hände unter den Wasserhahn zu halten.  Hilfreich ist dabei nur, die Hände und Füße mit Kühlakkus zu kühlen, was ich seit gestern durchgehend tue.

Der Tag nach der Transplantation

In den letzten Tagen ist mal wieder viel passiert, aber das wohl Wichtigste war die Transplantation gestern. Die Transplantation verlief gut und ich habe die Spenderzellen gut vertragen. Während die Stammzellen einliefen (ca. über 1,5-2 Stunden), musste ich im Bett liegen bleiben, war am Überwachungsmonitor angeschlossen und ständig wurden die Vitalzeichen überprüft. Soweit verlief alles nach Plan. Das Allerwichtigste ist jetzt, dass sich die Spenderzellen einnisten und sich ordentlich vermehren.
Der Tag gestern war sehr anstrengend für mich. Die Transplantation an sich war total anstrengend, aber ich hatte begleitend auch mal wieder andere Schmerzen. Ich bin schon morgens mit stechenden Schmerzen im Rücken gestartet und hatte deshalb schon vormittags ordentlich Schmerzmittel bekommen. Ich wurde von dem Zeug total dösig im Kopf und hatte gefühlt am Tage meiner Transplantation erst mal mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen. So oder so, ob Schmerzen oder nicht, ob dösig im Kopf oder nicht, im Mittag ging es dann los mit Transplantation. Vor der Transplantation habe ich eine Prämedikation bekommen. Das war wieder so ein Antiallergikum, das mich müde macht. Zusammen mit den anderen Schmerzmitteln war ich dann gestern so sediert, dass kaum noch reden konnte, ich habe eigentlich nur vor mich hingedöst und bin immer wieder eingeschlafen. Auch während die Spenderzellen einliefen. Auf mein Handy habe ich gar nicht mehr geschaut, dazu war ich gar nicht in der Lage. Ich kann gar nicht beschreiben, wie abgeschossen ich war. Irgendwie ein unangenehmes Gefühl, finde ich. Naja egal, Hauptsache keine Schmerzen.
Zur Nacht hin wurde die Schmerzmitteldosis noch einmal erhöht und mit einer zusätzlichen Schlaftablette bin ich dann auch gut  über die Nacht gekommen. Ich glaube, dass ich erst mal einen Medikamentenentzug brauche, wenn hier entlassen werde.
Heute geht es mir wesentlich besser. Ich bekomme zwar noch immer Schmerzmittel mit sedierender Wirkung, aber solange ich keine Schmerzen habe, ist mir das auch recht. Dann bin ich eben verlangsamt und dösig. Zum Nachmittag hin wurde die Medikamentendosierung sogar noch leicht reduziert, so dass ich jetzt in der Lage bin, etwas in den Blog zu schreiben.
Es geht weiter Step by Step, Stunde für Stunde. Man kann nicht mal tageweise schauen, da täglich zu viel passiert. Meine Zellen sind ja jetzt ganz niedrig und wie bereits beschrieben, zerstört die Chemo ja nicht nur die kranken, sondern auch die gesunden Zellen. Diese Folgen werden in nächsten Tagen (z.B., dass die Mundschleimhaut kaputt geht) auf mich zukommen. Also toi toi toi und Daumen drücken, dass ich da gut durch komme und möglichst wenig Nebenwirkungen zu spüren bekomme.
So wie ich kann, werde ich wieder schreiben.

Frohes neues Jahr!

Ich wünsche euch allein frohes und gesegnetes Jahr 2019. Mögen eure Träume und Wünsche in diesem Jahr in Erfüllung gehen. Ich wünsche euch Vertrauen, Stärke und Kraft für alles das was euch in 2019 erwartet. Ich wünsche euch wunderbare Menschen an eurer Seite, mit denen ihre wunderschöne und glücklich Momente erleben aber auch die schweren Zeiten teilen könnt.

Ich bin gestern nicht ganz so glücklich in das neue Jahr gestartet. Das ATG (hier auf der Station auch Antikörper oder Kaninchen serum genannt) habe ich gestern gar nicht gut vertragen. Ich hatte Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und immer stärker werdende Kopfschmerzen. Man stelle sich eine dicke fette Erkältung oder Grippe vor, bei der es schon zu anstrengend ist, etwas zu trinken, geschweige denn zur Toilette zu gehen. Leider konnten die Ärzte mir nichts gegen die Schmerzen geben, da sie das Fieber beobachten mussten. Es ging so weit bis ich heulen musste vor Schmerzen und nicht mehr wusste wohin mit mir. Daraufhin haben die Ärzte dann doch was getan, mir irgendwas gespritzt, was auch immer und gegen späten Abend ging es mir dann etwas besser. Kurze Zeit später meldete sich jedoch mein Magen mit starken Schmerzen, ähnlich einer schlimmen Magenschleimhautentzündung. Mein Magen hat bestimmt gestreikt gegen all die Chemos und Medikamente. Naja und die Magenschleimhaut geht durch die Chemos ja jetzt sowieso auch kaputt. Drücken wir mal die Daumen, dass das bei mir nicht ganz so schlimm wird. Oh man, das war gestern gar nicht schön. Seit heute Nacht irgendwann läuft das ATG nicht mehr, von daher geht es mir seit heute Morgen etwas besser und auch in der Nacht konnte ich dank Schlaftablette zur Ruhe kommen. Seit 10:30 Uhr läuft jetzt die erste Chemo, die ich bisher aber immer gut vertragen habe. Dann bekomme ich heute noch eine Blutkonserve und ein Trombozytenkonzentrat, dann die 2. Chemo wie gestern und erneut das Kaninchen. Vll reagiere ich ja heute etwas weniger auf darauf. das wäre ja schön. Mal sehen.