Der Weg, der nicht enden möchte….

Sorry, dass ich so lange nichts geschrieben habe, aber es ist auch wirklich rein gar nichts passiert, außer dass ich mir wirklich Sorgen um meine Zeitplanung mache und das strengt mich gerade zusätzlich mega an….

Wer konnte denn bei meinem letzten Chemoblock ahnen, dass das Ende sich nun soooooo unglaublich fies in die Länge zieht? Meine Werte erholen sich weiterhin  einfach nicht. Die Gerinnung ist sau schlecht und ich bekomme immer wieder Gerinnungspräparate. Das habe ich nicht eingeplant und das passt mir überhaupt nicht in den Krempel. Letzte Woche war ich sogar so schlapp und der HB war so niedrig, dass ich doch tatsächlich nochmal ne Ladung Blut brauchte.  Mit sowas habe ich eigentlich gar nicht mehr gerechnet. Ich bin doch schon vor drei Wochen entlassen worden. Eigentlich hatte ich geplant Anfang Juli mit meiner ambulanten Reha zu beginnen und darunter eventuell schon einmal ganz langsam wieder in die Ambulanz (Ausbildung) einzusteigen. Auf Grund der grotten schlechten Gerinnung, darf ich allerdings keinerlei sportlicher Betätigung nachgehen. Ich sitze also Zuhause und warte weiterhin tagtäglich auf ein gutes Blutergebnis. Das macht mir Sorgen und stresst mich so unglaublich, da Simon und ich vor ein paar Wochen ein Hotel gebucht haben und wenn es nicht bald bergauf geht und ich mit der Reha beginnen kann, dann geht die Reha über unseren Urlaub und wir müssten stornieren. Das Geld wäre futsch (war ein Urlaubsdeal-Angebot) und die Erholung auch. Ich freue mich eigentlich schon so auf die drei Tage Auszeit und irgendwie bauchen wir das jetzt auch um endlich etwas raus zukommen, was anderes zu sehen, Abstand zur Klinik und zum kranksein zu bekommen. Ich muss also in den nächsten 2 Wochen mit der Reha starten können…..bitte…..Die Reha später machen geht auch nicht, da die Reha dann über unsere Hochzeit mit den anschließenden Wohnmobilflitterwochen gehen würde…. Oh man und die Gerinnungswerte dümpeln im Keller weiter vor sich hin, als wäre nichts. Das Ganze macht mich allmählich wahnsinnig. Ich hänge hier rum, renne zu den Kontrollen und mache mich dabei verrückt wie ich das nun alles unter einen Hut kriegen soll. Es war doch so schön geplant……aber wie war das noch? Pläne machen lohnt sich nicht….nicht mit dieser Erkrankung, das funktioniert einfach nicht!!! 🙁 Ich hätte es wissen sollen…..

Weiterhin steinig

Ich gehe weiterhin über einen steinigen Weg. Gestern war ich wieder den ganzen Tag in der Tagesklinik und habe Gerinnungspräparate bekommen und heute musste ich erneut zur Kontrolle. Auch am Donnerstag und Freitag wollen sie mich sehen. Das Ende zieht sich wirklich und ich kämpfe mit meiner Ungeduld während der stundenlangen Wartezeiten im Krankenhaus.

Aber wie gesagt nur noch ein wenig Geduld…..und dann…

Eine steinige Zielgerade

Leider ist das Ende des Weges ziemlich steinig.

Nun bin ich zwar nicht mehr stationär im Krankenhaus und da bin ich auch wirklich froh drum, aber meine Werte sind ziemlich schlecht im Moment. Plötzlich sind alle meine Werte rapide abgefallen. Am Donnerstag brauchte ich alle Präparate auf einmal. Mein HB war sehr niedrig, genauso wie die Thrombozyten (8 tausend) und auch die Gerinnung war völlig hinüber. Ich habe also Thrombozyten und Gerinnungspräparate bekommen und zudem noch 2 Blutkonserven. In Aplasie bin ich nun natürlich auch. Ich war über 7 Stunden in der Tagesklinik, bis ich endlich alles intus hatte. Zur Sicherheit wollten die Ärzte mich dann am Freitag gleich wieder sehen. Die Werte waren auch da sehr schlecht, trotz der Transfusionen am Vortag. Ich habe also wieder Thrombozyten und Gerinnungspräparate bekommen. Heute am Samstag musste ich dann auf meiner alten Station stationär aufgenommen werden um dort zur Blutkontrolle gehen zu können. Den Ärzten war das dann alles doch zu riskant, wenn ich 2 Tage ohne Kontrolle Zuhause bin. Glücklicherweise konnte ich heute aber direkt wieder gehen, nach der Blutkontrolle. Es ist aber wirklich zermürbend und sehr anstrengend von morgens 8 bis mittags um 14, 15 oder 16 Uhr dort zu hocken, auf die Blutergebnisse zu warten, auf die Ärzte zu warten, auf die Präparate zu warten und dann noch zu warten bis alles durchgelaufen ist. Meine Nerven sind etwas strapaziert. Es ist gerade also ziemlich anstrengend für mich und zudem bin ich auch noch von der Chemo ziemlich kaputt.

Aber es kann ja nun nur noch wieder Berg auf gehen. Noch ein wenig Geduld….nur ein bisschen noch…

Nun komm ich nur noch zu Besuch

Am Samstagabend bin ich entlassen worden, zum allerletzten Mal! Zum allerletzen Mal habe ich am Samstag meine Reisetasche gepackt und habe mit dieser die Station verlassen, zum allerletzten Mal. „Ich komme nun nur noch zu Besuch!“, habe ich den Schwestern gesagt. Ein komisches Gefühl. Ich bin zwar lächelnd gegangen, aber euphorisch war ich auch nicht. Ich glaube noch habe ich das nicht ganz begriffen, dass ich mich nie wieder in eines dieser Betten legen muss, dass ich nie wieder diese hochdosierten Chemotherapien bekommen werde, dass es nun eigentlich nur noch besser werden kann. So oft bin ich schon mit der Tasche von der Station gegangen, bin aber immer dann wieder gekommen, wenn es mir körperlich gerade wieder einigermaßen gut ging. Jedes Mal habe ich wieder einen auf den Deckel bekommen, Hochdosis Chemo rein und meine ganze gute Verfassung war erneut zunichte gemacht. Nun soll das vorbei sein? Ich kann das noch nicht glauben und realisiere es auch noch nicht, denn gerade sitze ich genauso erschöpft wie sonst auch nach den Chemos Zuhause und habe mit den Nebenwirkungen zu kämpfen. Vielleicht werde ich es langsam realisieren, wenn es mir körperlich wieder besser geht und ich dann plötzlich keine Chemo kriege, wenn ich dann plötzlich nicht wieder aufgenommen werden muss, wenn ich einfach Zuhause bleiben darf…auch wenn die Werte gut sind. Vielleicht werde ich es realisieren, wenn langsam das Leben wieder beginnt. Nur bin ich im Moment noch etwas zu schwach für das richtige Leben da draußen.

Komisch ist auch, dass die Ärzte und Schwestern / Pfleger, denen ich ein Jahr lang alle Sorgen und Ängste anvertraut habe und die mir auch bei den peinlichsten Schwierigkeiten geholfen haben, plötzlich nicht mehr da sind. In der Tagesklinik (während der Erhaltungstherapie) sind andere Ärzte für mich zuständig. Was mache ich denn nun ohne meine Ärzte? Irgendwie beängstigend das richtige Leben, finde ich….

365 Tage

Heute vor genau einem Jahr habe ich die schreckliche Diagnose „Akute Lymphatische Leukämie“ bekommen. Vor genau einem Jahr hat sich mein Leben von jetzt auf gleich komplett verändert. Meine Welt ist stehengeblieben, mein bisheriges Leben plötzlich völlig irrelevant geworden, Ziele und Träume zerplatzt. Von jetzt auf gleich war nichts mehr wie es einmal war.

Seit nun genau 365 Tagen kämpfe ich Tag für Tag gegen die Erkrankung an. Ein täglicher Kampf mit Chemotherapie und den Nebenwirkungen. Ein psychischer Kampf die Erkrankung anzunehmen und zu akzeptieren. Der Kampf mit der Langeweile und dem Gefühl, dass man keine Aufgabe hat, dass der Alltag und alles was man tut an Sinnhaftigkeit verloren hat. Der Kampf mit der Akzeptanz der körperlichen Veränderungen, sichtbar oder auch nicht und der Akzeptanz, dass sich durch den Krebs das Leben nun für immer verändert hat. Es gibt kein Zurück in das alte Leben sondern eher einen Neustart in mein altes Leben.

Ein Jahr war ich so tapfer, wie ich nur konnte und habe versucht mir meine Lebensfreude nicht nehmen zu lassen. Ich habe versucht ICH zu bleiben und mich nicht klein kriegen zu lassen, sondern eher stärker aus der Erkrankung heraus zu gehen. Ich glaube ich habe wirklich mein Bestes gegeben.

Nun nach 365 Tagen habe ich es fast geschafft. Ich bin nun das letzte Mal stationär im Krankenhaus. Das letzte Mal intensive Chemo….das letzte MAL!!!!

Wie es mit der Erhaltungstherapie weitergehen wird, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Die Erkrankung wird mich noch sehr intensiv begleiten in den nächsten 2 Jahren, aber der schwerste Teil, den habe ich bald geschafft, nach langen 365 Tagen!!!

Endlich…

…heute hat es endlich geklappt. Ich wurde stationär aufgenommen . Nun kann es endlich weitergehen…Juhuuuu.

Wie immer seid ihr alle herzlich dazu eingeladen mich besuchen zu kommen oder anzurufen. Vor allem da Simon dieses Mal kaum zu Besuch kommen kann (er wird morgen an der Schulter operiert), bin ich auf eure Ablenkung angewiesen 😉 .