Ein vergessener Tag im UKM

Nach langer Zeit, lass ich auch mal wieder was von mir hören.

Ich bin absolut zufrieden und glücklich, dass ich wieder etwas arbeiten kann. Aktuell bin ich nur einen Tag in der Woche in der Ambulanz, da ich ja noch zur Arbeit gefahren werden muss. Dies führt zu einer gewissen Abhängigkeit und Inflexibilität. Ich hoffe, dass ich bald einen zweiten Tag hinzunehmen kann und vielleicht dauert es ja auch gar nicht mehr soooo lange bis ich wieder in den Zug steigen darf. Ich höre die Ärzte schon fast darüber lachen, aber wer weiß….ich nehme da mal eine ganz zuversichtliche Sichtweise ein 😉

Ich denke, dass die Ärzte weiterhin zufrieden sind, aber ehrlich gesagt, kann ich es auch nicht wirklich sagen. An meinen letzten Besuch im UKM kann ich mich nämlich nicht mehr richtig erinnern. So was ist sehr verwirrend und auch ziemlich unheimlich. Ich berichte: ich hatte am 08.08. meine erste Knochenmarkspunktion nach der Transplantation. Dieses Mal hatte ich echt Schiss vor den Schmerzen. Die letzten Male war es einfach immer so krass, die mussten immer wieder neu stechen und die letzte Punktion am Brustbein tat so unfassbar weh, dass ich mich dazu entschieden habe, mir doch auch mal dieses Dormicum geben zu lassen. Dormicum ist ein Benzodiazepine und hat eine schlafhervorrufende sowie schmerzstillende Wirkung. Man kann es auch nutzen als Prämeditation bei einer Narkose. Gut dachte ich, warten musste eh, dann kannste dabei auch pennen. Die haben mir nur ganz wenig gespritzt, aber es dauerte keine 5 Sekunden und ich war komplett weg. Ja und von da an weiß ich nicht mehr wirklich was passiert ist. Ich muss wohl ein Arztgespräch gehabt haben, an das ich allerdings keinerlei Erinnerung habe. Irgendwie bin ich auch mit dem Taxi nach Hause gekommen, aber wie? Zuhause habe ich mich anscheinend direkt aufs Sofa fallen lassen und habe gepennt. Irgendwann hat Mama nach mir gesehen, aber ich konnte nicht richtig wach werden und hab weiter gepennt. Um 16 Uhr kam Mama erneut und so langsam wurde ich klar im Kopf. Shit was war passiert? Laut meiner Schmerzen wurde ich wieder 2x punktiert, einmal links, einmal recht, aber warum? Ich dachte mein Knochenmark produziert wieder eigene Zellen. In meinem Rucksack habe ich ein Rezept gefunden, für ein Medikament, das ich neu brauchte und in meinem Handy konnte ich nachsehen, dass ich mir selbst ein Taxi gerufen hatte. Auch meine Blutwerte hatte ich mir noch geben lassen, aber wann und wie? Ich kann mich an keinen dieser Vorgänge erinnern. Ich weiß auch nicht wann und wie ich aus diesem Bett aufgestanden bin und wo ich auf mein Taxi gewartet habe, ich glaube ich muss auf nem Stuhl im Wartebereich weiter gepennt haben oder so. Sah bestimmt lustig aus. Viele Patienten lassen sich Dormicum vor einer Knochenmarkspunktion geben, aber irgendwie kommen die danach besser klar. Wobei ich ja auch nicht weiß, woran die sich dann Stunden später noch erinnern. Naja, auch egal… Als ich Zuhause wieder wach war, habe ich erst mal in der Klinik angerufen und mit dem Arzt gesprochen. Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts mehr von unserem Gespräch weiß und habe einfach alle Fragen nochmal gestellt. Der Arzt war zwischendurch doch etwas amüsiert, da ich wohl exakt die gleichen Fragen im Gespräch gestellt hatte. Ich hoffe ich habe aber sonst nichts Peinliches gemacht oder so, ich weiß wirklich nichts mehr, was haben die anderen Patienten und deren Begleitungen wohl gedacht…oh man…das ist irgendwie schon ganz schön unheimlich.

Nun habe ich beim nächsten Mal die Wahl zwischen Schmerzen und Amnesie. Was fest steht: Dormicum gibt es für mich nur noch, wenn mich jemand begleitet, der auf mich aufpasst! 😉

Der erste Arbeitstag

Gestern war mein erster Arbeitstag. Wie erwartet war alle Aufregung umsonst. Klar war es etwas befremdlich für mich nun in der Ambulanz einen Mundschutz zu tragen, aber der Kontakt zu meinen Kollegen und auch Patienten war so normal, als hätte ich gar keinen Mundschutz auf. Die Arbeit hat mir einen riesen Spaß gemacht und der Tag war einfach schön.

Endlich etwas anderes tun als Zuhause rum hängen, endlich wieder etwas Sinnvolles tun, echte Aufgaben und Verpflichtungen haben. Und zusätzlich etwas tun, dass mir auch noch Spaß macht. So kann es gerne weiter gehen 😉

Die neusten Neuigkeiten

Es ist bisher zwar nichts Weltbewegendes passiert, aber ein bisschen was zu berichten gibt es doch.

Ich hatte letztens mit meinem Onkologen über die Therapieidee der Urologen gesprochen. Von Seiten der Onkologen gibt es für die Therapie leider im Moment noch kein grünes Licht. Sie wollen erst warten bis das Immunsuppresivum ausgeschlichen ist – ihnen ist das Infektionsrisiko aktuell zu hoch. Ich nehme jetzt also einfach dieses Medikament, das vielleicht hilft oder auch nicht und warte weiter ab. Wenn ich morgens meine Tabletten stelle, dann komme ich mir sehr sehr alt vor und wenn ich sie eingenommen habe, dann bin ich erst mal satt.

Der Rest ist wie gehabt. Die Werte sind gut, die Ärzte zufrieden und mir geht es trotz der Reduktion des Immunsyspressivums auch recht gut. Sehr schön!

Dann kommen wir jetzt mal zu der wohl größeren Neuigkeit. Ich werde voraussichtlich diesen Mittwoch wieder anfangen zu arbeiten. Ist das nicht der Wahnsinn? Ich freu mich! Aber es ist auch alles nicht so ganz einfach. Ich darf natürlich nicht mit dem Bus oder dem Zug fahren, viel zu viele Menschen. Selbst darf ich mit diesem blöden Immunsuppressivum aber auch nicht Auto fahren, was nun dazu führt, dass ich zur Arbeit gefahren werden muss. Das fühlt sich schon irgendwie komisch an, Selbstständigkeit gleich Null.….Naja aber allemal besser als hier weiter untätig herum zu sitzen. Ich werde mit wenigen Patienten, langsam wieder einsteigen, werde nur mit Mundschutz arbeiten und mich in einem „geschützten“ Raum aufhalten. Ich habe das Glück, dass ich in meinem Job nicht unbedingt Kontakt mit vielen Menschen gleichzeitig haben muss und bin froh, dass ich gute Bedingungen in der Ambulanz schaffen kann. Ich bin trotzdem etwas nervös. Es ist nicht nur die Sorge davor, dass ich mir doch irgendetwas einfangen könnte, sondern eher die Frage wie man auf mich reagieren wird. Sowohl von Seiten der Patienten als auch der Kollegen. Es wissen zwar alle Bescheid, aber es ist doch irgendwie komisch, da mit Mundschutz und Mütze rum zu rennen. Zudem erscheint mir die Vorstellung von ein bisschen Alltag gerade etwas befremdlich. Ich habe mich so an mein sicheres Zuhause gewöhnt, bin fast den ganzen Tag immer nur hier gewesen, habe mir hier meinen kleinen Alltag geschaffen, weit weg von Menschenmengen. Irgendwie war ich doch ganz schön isoliert, habe selten viele Menschen auf einmal gesehen oder bin unterwegs gewesen. Das macht die Arbeit und alles was damit zusammenhängt jetzt irgendwie aufregend….etwas das für andere so normal ist. Ich bin nervös, aber auch gespannt. Ich denke ich kann trotz aller Sorgen und komischen Gefühle gut in die Arbeit zurück finden und freue mich schon riesig darauf.

Los geht’s ein großer Schritt zurück in die Normalität.