Wichtige Korrektur

Ich muss mich korrigieren. Ich bekomme nicht noch einmal Stammzellen von meiner Schwester. Ich hatte mich auch schon gewundert wie das gehen soll, mir mal eben so Stammzellen zu spenden, wenn auch in einer niedrigeren Dosierung. Der Unterschied zur Stammzellentransplantation (wie im April letzten Jahres) war mir nicht klar. Wie auch? Ich habe es total falsch verstanden. Es läuft folgendermaßen: aus dem Blut meiner Schwester werden bestimmte Zellen zur Immunabwehr gefiltert, die ich dann wöchentlich verabreicht bekommen werde. Diese Immunabwehrzellen sollen dann Leukämiezellen, die sich eventuell noch irgendwo in meinem Körper verstecken, aufspüren und vernichten.

Meine Bestrahlungstherapie beginnt übrigens am Donnerstag und findet 5x / Woche über 3 Wochen statt. Danach schauen wir weiter.

Der Krebs ist zurück

Vor zwei Monaten erst habe ich geschrieben was wir für ein Glück wir haben, dass es uns so gut geht. Ich würde sagen, dass es sich wie ein gelungener Start in ein „normales Leben“ angehört hat und sich tatsächlich auch so anfühlte. Leider konnten wir dieses Gefühl nur für einen kurzen Augenblick genießen. Seit einer Woche weiß ich, dass ich wieder Krebs habe. Für uns ist es ein Schock. Erneut wird mir der Boden unter den Füßen weggerissen. Erst seit gestern weiß ich was es genau für ein Krebs ist und welche Behandlung ich jetzt wieder über mich ergehen lassen muss. Es ist ein Rezidiv (Rückfall) der Leukämie, die sich dieses Mal jedoch nicht im Blut zeigt sondern im Gewebe. Bei mir glücklicherweise nur an einer Stelle und zwar in der Brust. Mir war ein kleiner Knubbel in der Brust aufgefallen, der von den Ärzten zunächst als harmlos eingestuft wurde. Trotz alle dem wurde der Knubbel operativ entfernt. Das ist noch keine zwei Wochen her. Auch da hieß es, dass ich mir keine Sorgen machen müsse, es sei alles gutartig. Nach Standardprozedere wurde der Knubbel zur Biopsie geschickt, zum Glück. Letzte Woche Freitag habe ich dann erfahren, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Allerdings wusste niemand so genau was das für ein Tumor ist, vor allem da meine Vorgeschichte da wohl auch eine wichtige Rolle spielt. Das Tumorgewebe wurde weitergeleitet, weiter untersucht und ein PED-CT (Untersuchung nach anderen Tumoren im Körper) wurde gemacht. Ich habe Glück im Unglück. Es ist nur die Brust betroffen. Erst gestern habe ich dann erfahren, dass es sich tatsächlich um ein Rezidiv der Leukämie handelt. Ein Rezidiv in dieser Form kommt wohl nur selten vor (yeah mal wieder ein Sonderfall). Wie geht man jetzt vor? Das haben sich die Ärzte auch gefragt. Geplant ist nun eine Bestrahlung der Brust und aus Angst, dass noch irgendwo sonst im Körper (im Gewebe nicht im Blut) Leukämiezellen sitzen könnten, die man bisher nicht sehen kann, bekomme ich nochmal Stammzellen. Zum Glück jedoch nicht mehr in Form einer Transplantation, sondern nur in kleiner Dosierung. Glück im Unglück? Ja vielleicht. Bevor wir das Ergebnis des PET-CTs hatten, hatten wir sehr viel Angst, dass ich mehrere Tumore im Körper habe, was sich nicht bestätigt hat. Also ja Glück im Unglück! Freuen? Freuen kann ich mich darüber nicht wirklich. Oder doch? Ich freue mich, dass der Krebs nicht überall ist. So wie es sich jetzt darstellt, sind die Chancen gut, die Prognose auch. Alles kann ambulant gemacht werden. Was will man mehr? Ich will gesund sein!!! Ich will nicht wieder krank sein. Ich will und kann nicht mehr. Ich möchte nicht noch eine Behandlung ertragen müssen, auch wenn es weniger lange und hart ist als das was ich schon durchgemacht habe. Ich finde ich habe genug durchgemacht und ich jetzt habe ich auch einfach die Schnauze voll. Ich kann kaum beschreiben was ich fühle. Ich bin sauer und wütend. Womit habe ich das verdient? Diese Frage ist genauso unsinnig wie die Frage nach dem Warum, aber sie drängt sich einfach auf. Warum kann ich nicht endlich Ruhe haben? Warum dürfen Simon und ich nicht endlich ein normales Leben führen? Warum muss ich wieder dadurch? Das ist nicht fair! Neben der Wut, ist da ein Gefühl von Ohnmacht. Ich habe keine Wahl. Egal was jetzt kommt, egal wie schwer es werden wird, ich habe keine Wahl. Erneut gebe ich mein Leben in die Hände der Ärzte, gebe mein neu aufgebautes „normales Leben“ für eine Zeit wieder auf. Ich bin Traurig, da an einem erneuten Rezidiv so viel dran hängt. Mein Job, unsere Adoptionspläne, mein Körper und Menschen, die erneut mit mir leiden. Im Moment frage ich mich woher ich die Kraft nehmen soll. In den letzten Woche habe ich oft gespürt, dass mein Körper noch nicht wieder fit ist und jetzt bekommt er erneut eine Schippe oben drauf. Die vielen Chemos, die Bestrahlungen und die Transplantation, die ich schon bekommen habe, sind tagtäglich spürbar. Ich möchte nicht noch mehr Bestrahlungen, auch nicht, wenn diese nur punktuell die Brust betreffen. Ich möchte mich einfach nur erholen können, möchte wieder fit werden. Ich möchte durchatmen können und unbeschwert sein. Diese Last liegt gerade schwer auf mir. Ich fühle mich irgendwie ausgelaugt und kraftlos. Ich werde für den Kampf wieder alle Kräfte mobilisieren und für mich gibt es auch keine andere Option als auch diesen Krebs mit voller Power zu besiegen. Aber heute bin ich einfach überwältigt von all den anderen Gefühlen und den kreisenden Fragen. Ich möchte das alles einfach nicht. Ich will diesen Krebs nicht. Ich möchte doch einfach nur gesund sein!