Abschied

Liebe Freunde,

viele von euch haben es schon erfahren und dennoch möchte ich alle von euch, die ihr in letzter Zeit an uns gedacht habt, abholen und auf einen Stand bringen:

Wir haben Samstag einen Anruf bekommen, mit der Info, dass es Christina schlechter geht und wir besser vorbeikommen. Es ist so, dass Christina durch die ganzen Strapazen der letzten Monate und insbesondere durch die letzten Wochen dermaßen geschwächt war, dass sie nicht mehr im Stande war, genug CO2 auszuatmen. Zwar wurde sie bei Ihrer Atmung unterstützt, doch nicht komplett beatmet, denn das hätte ihr nur noch unnötig Leid verschafft. In Folge hat ihr Körper leider immer weiter abgebaut. Unausweichlich.

Seit dem wir nach dem Anruf zu Christina gefahren sind, waren wir die ganze Zeit über bei ihr und ich bin mir sicher, dass sie in der Zeit keine Schmerzen und kaum Stress hatte. Nach 44 Stunden konnte sie endlich loslassen und ist gestern Abend am 08.07.2019 um etwa 18.30 Uhr in unseren Armen gestorben und hat mir dabei ein letztes Mal in die Augen gesehen.

Ich weiß, dass man nach den richtigen Worten sucht, wenn man so etwas liest und ich glaube es gibt keine Worte, die genug Kraft ausdrücken können, die ihr wünschen wollt. Ich weiß aber, dass es zumindest keine falschen Worte gibt.

Jeder von euch kannte Christina. Der eine mehr und der andere weniger, aber alle habt ihr uns die Daumen gedrückt, dass es wieder bergauf geht und dafür möchte ich euch auch in Christinas Namen danken. Ihr könnt nun trotzdem noch in Gedanken an Christina sein und ich möchte euch bitten das zu tun – jeder auf seine Art.

Das ist im Moment auch schon der größte Gefallen, den ihr mir im Moment tun könnt: Denkt an Christina und vergesst sie nicht.

Christina und ich waren etwa 17 Jahre zusammen und das war mehr als unser halbes Leben.

Ich habe ihr so viel zu verdanken und sie war alles was ich hatte…

Intensiv: Stand 06.07.2019

Hallo zusammen,

heute melde ich mich direkt aus dem UKM, weil ich wie so oft vor der Tür warten muss, während Untersuchungen gemacht- und Verbände erneuert werden.

Leider gibt es wieder nicht viel neues, was ich euch erzählen kann. Gut ist immerhin, dass das PET CT keinen Anlass zur Besorgnis gibt – weder in Richtung Leukämie noch gibt es einen riesigen Entzündungsherd der gezielter Behandlung bedarf. Trotzdem ist das ein wenig ein zweischneidiges Schwert, denn man hat das CT ja nun mal gemacht, um einen Entzündungsherd ausfindig zu machen. Nun sind die Entzündungsparameter im Blut weiterhin konstant hoch und man weiß noch immer nicht recht warum und wie das zu behandeln ist.

Christina ist nun schon eine ganze Weile auf der Intensivstation ohne, dass sich ihr Zustand dauerhaft und nennenswert verbessert hat und somit bleibt es nach wie vor eine angespannte Lage.

Und dennoch glaube ich fest an sie! Auch wenn sie momentan so sehr geschwächt ist, wie ich sie – wenn überhaupt – nur während der Zeit der Knochenmarktransplantation erlebt habe, bleibt sie in meinen Augen die stärkste Frau die ich kenne und von der ich das große Glück habe, sie zur Frau zu haben!

!Vamos Christinita 🇨🇱

Intensiv: Stand 03.07.2019

Liebe Freunde,

nun habe ich mich tatsächlich schon sehr lange nicht mehr bei euch gemeldet und das hängt vor allem damit zusammen, dass es kaum nennenswerte Neuigkeiten gibt. Christina ist zwar den einen Tag sehr viel wacher, hat keine Schmerzen und schafft es in ihrer Situation irgendwie mich so anzustrahlen, als wären wir gerade im Urlaub zusammen das erste Mal am Strand, doch dann gibt es auch wieder Tage, wo sie sehr, sehr schlapp ist und meine Gegenwart kaum wahrnimmt. Also ja, es gibt Tage da geht es ihr besser, aber das ist immer nur eine Momentaufnahme und das kann sich wirklich von einem auf den nächsten Tag ändern. Entscheidende Änderungen gibt es leider nicht in Bezug auf ihre Werte und das ist ja leider worauf es ankommt. Die Entzündungswerte sind nach wie vor hoch und wollen nicht sinken. Die Ärzte haben vor einigen Tagen alle Antibiotika abgesetzt und vorgestern ein PET-CT gemacht. Das kennt ihr vielleicht schon aus früheren Einträgen von Christina. Letztendlich ist das ein normales CT mit einem radioaktiven Kontrastmittel, was Verstoffwechslung von Zucker in Zellen sichtbar macht. Hierzu gehören u. A. Krebszellen aber auch Zellaktivität, die durch Entzündungen hervorgerufen wird. Auf diese Weise erhofft man sich, erneut den versteckten Entzündungsherd ausfindig zu machen, der Ursprung für die hohen Entzündungswerte ist.

Gestern gab es ein erstes vorläufiges Ergebnis. Die Ärztin sagte mir, dass es 2 oder 3 leuchtende Stellen in der Lunge gibt, die auf eine Infektion zurückzuführen sein können. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich hierbei um Krebs handelt. Ich habe euch ja oben in aller Kürze versucht zu erklären, was so ein PET-CT alles farblich hervorhebt, von daher ist es klar, dass sie nur aufgrund der Bilder aus dem C, keinen Krebs ausschließen können und wir gehen alle davon aus, dass es sich um eine Infektion handelt (was in der Lunge beschissen genug wäre), aber bei mir bleibt ein sehr beunruhigendes Gefühl von Ungewissheit.

Die Oberärzte der Intensivstation wollen sich nun mit den onkologischen Oberärzten absprechen, wie sie mit dem Befund umgehen wollen.

Ich versuche euch so gut es geht auf dem Laufenden zu halten.

Viele Grüße