Erneut möchte ich euch über die Ereignisse der letzten Tage informieren. Ich schrieb in meinem letzten Eintrag ja, dass wir auf die Urologen warten müssen, die uns dann sagen, wie es weitergehen soll. Die Urologen kamen dann auch am Montag und haben einen Ultraschall gemacht. Begeistert waren sie nicht! Es hatten sich trotz des Spülkatheters (der ja Donnerstag in der OP gelegt wurde) sehr viele Koageln gebildet. Ich fand schon den ganzen Sonntag, dass der Urin blutiger aussah und zunehmend mehr Koageln durch den Katheter gingen. Die Urologen sahen das ähnlich, befürchteten ein baldiges Verstopfen des Katheters und so musste ich erneut operiert werden.
Nach der OP sollte ich allerdings auch keine Ruhe bekommen. In der Nacht von Montag auf Dienstag kam es zur nächsten Komplikation: Blasenkrämpfen. Die Blase hat sich ständig einfach unfassbar krass zusammen gezogen. Anfangs erst alle 30 Minuten mit ansteigender Frequenz. Ich weiß nicht, wie man das aushalten soll. Ich dachte, ich krieg ein Kind. Mein ganzer Unterbauch hat sich so sehr zusammengezogen, wobei ich so stark pressen musste, dass ich sogar eine dicke Blukoagel rausgedrückt habe. Also vorbei an dem Ballon, mit dem man den Katheter bloggt.
In der Nacht / den frühen Morgenstunden hatte ich um Spasmex (Medikament gegen Blasenkrämpfen) gebeten. Bekommen habe ich es aber erst morgens und half natürlich nicht sofort, stattdessen kamen meine Krämpfe immer häufiger, gefühlt in 3-minütigen Abständen. Die Ärztin, die mittlerweile hinzugekommen war, machte ein Ultraschall und ich habe einen Medikamentencocktail bekommen. Half alles nicht. So habe ich mal wieder nach Tavor gefragt, was mich zwar etwas beruhigt hat, aber leider nur in den Phasen zwischen den Krämpfen. Die Krämpfe wurden weder weniger noch weniger schmerzhaft. Das hatte ich nicht erwartet und so habe ich verzweifelt nach Dormicum gefragt. Man kann sich diese Schmerzen nicht ausmalen. Ich konnte wirklich nicht mehr. Die erste Dosis Dormicum war zu niedrig. Zu diesem Zeitpunkt traf dann auch endlich der hinzugezogene Urologe ein. Der hat einen meiner Krämpfe gesehen und sagte nur, dass er gar kein Ultraschall brauche, wir müssten direkt operieren. Ich bekam dann auch endlich so viel Dormicum, dass ich den Rest nicht mehr mitbekommen habe. Ich erinnere mich danach an nichts mehr, aber Simon (er konnte morgens glücklicherweise schnell zur Klinik kommen) sagte, dass ich weiterhin viele Krämpfe gehabt hätte, aber auch dass ich schnell in den OP gekommen wäre.
Seit dieser OP am Dienstag liege ich hier mir einem Spülkatheter. Glücklicherweise und anders als bei der OP am Montag hat die Blase aufgehört zu bluten und der Urin ist klar geblieben seit der OP. Das ist schon mal sehr gut. Die Urologen wollen, dass ich noch ein paar Tage hier bleibe und wir den Spülkatheter erst mal drin lassen. Sie wollen durch das weitere Spülen (die schießen ca. 90 Liter NaCl in 24 Std. durch die Blase) erreichen, dass die Blase Zeit hat, etwas zur Ruhe zu kommen und sich zu erholen. Vorhin (Donnerstag gegen Abend) war noch mal eine Urologin da und meinte, dass der Katheter wahrscheinlich bis Anfang nächster Woche laufen soll.
Ich bin einfach nur noch fertig. Die vielen Schmerzen und Komplikationen und die Aussichtslosigkeit, wie es mit der Blase weiter gehen soll. Um eine neue Blase (Neoblase) werde ich auf kurz oder lang wohl nicht drum herum kommen. Nur ist der Zeitpunkt sehr ungünstig. Mein Körper ist gerade gar nicht in der Lage eine größere OP durchzustehen und so müssen wir erst mal noch ein paar Monate abwarten bis ich mich von der Transplantation erholt habe, sich auch alle Werte normalisiert haben und dass ich vor allem nicht mehr immunsuprimiert bin. Dabei wird natürlich auch weiterhin beobachtet, ob die Blase sich nicht doch noch erholt und wird alles dafür getan, dass eine OP nicht vielleicht doch zu vermeiden ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Problematik mit den Blutungen und den Blutkoageln wieder auftritt, ist aber recht hoch und das macht es mir oft sehr schwer, positiv auf die nächsten Monate zu blicken. Ich bin sehr erschöpft und wünsche mir einfach Ruhe, vielleicht nur für eine Woche, aber so dass ich mal komplett aussteigen kann, vorübergehend jemand anderes bin und mich erholen kann, aber irgendwie bin ich gefangen in dieser anstrengend Situation.
Es ist aber auch nicht alles schlecht: ich weiß es kommt oft zu kurz, aber ich bin auch dankbar, dass es mir bzgl. der Transplantation so gut geht, die Zellen gut sind, ich mir durch den Spülkatheter nicht den ganzen Tag Sorgen ums Wasserlassen machen muss und ich wenig Schmerzen habe.