Es geht mir den Umständen entsprechend

Ich vertrage die Transplantation an sich weiterhin ganz gut und die Zellen meiner liebsten Schwester scheinen in Ruhe zu arbeiten. Leider bekomme ich nun die Nebenwirkungen der Chemo und der Bestrahlung zu spüren. Ziel dieser Vorbehandlung war es ja mein Immunsystem zu plätten und alle meine Zellen abzutöten, damit diese nicht die Zellen meiner Schwester attackieren, ich die transplantierten Zellen also nicht abstoße. Das hat ja auch hervorragenden geklappt. Meine eigenen Zellen sind weg und ich habe Sabrinas Zellen bekommen.

Zum allgemeinen Verständnis: Chemotherapien hemmen das Wachstum von Zellen oder die Zellteilung. Sie wirken besonders auf Zellen, die sich schnell vermehren und greifen daher vor allem Krebszellen an (das war vor der Transplantation nicht mehr erforderlich). Leider ist es unvermeidlich, dass durch die Chemotherapie auch schnell wachsende, gesunde Zellen geschädigt werden (das war unser Ziel vor der Transplantation). Daraus ergeben sich Nebenwirkungen der Therapie, die vor allem die sogenannten Epithelzellen betreffen. Dazu zählen Zellen der Haarwurzeln, der Schleimhaut des Magen-DarmTraktes sowie der Blase. (Auszug aus der Broschüre: „Die akute lymphatische Leukämie (ALL)  des Erwachsenen“).

Und mit genau diese Nebenwirkungen habe ich gerade zu kämpfen. Ich habe eine Chemo bekommen, die die Blase ziemlich stark angreift. Bei mir hat sie dann auch tatsächlich voll zugeschlagen. Seit einigen Tagen quäle ich mich mit höllischen Blasenschmerzen, die im Verlauf eher zugenommen als abgenommen haben. Die Schleimhaut meiner Blase löst sich ab, was mir nicht nur beim Wasserlassen, sondern durchgehend starke Blasenscherzen bereitet und zu blutigem Urin führt. Wasserlassen ist die Hölle. Seit heute Morgen bin ich nun auf ein Morphin eingestellt, dass kontinuierlich über eine Infusion läuft, es hilft bedingt. Es ist sehr anstrengend, ständig mit den Schmerzen zu kämpfen. Ich bin oft erschöpft. Zum Glück habe ich mit den anderen Schleimhäuten, wie die im Mund, Magen und Darm aktuell keine nennenswerten Schwierigkeiten.

Das schwierige in der Situation jetzt ist, dass ich ja gerade gar keine körpereigenen guten Helferzellen habe, die meine Blase wieder reparieren können. Ich muss nun also warten, dass Sabrinas Zellen beginnen ihre Arbeit in meinem Körper zu verrichten und dann meine Blase reparieren. Das bedeutet Geduld.

Meine Devise: Tag für Tag!